Tag 35 – 41 / 16.05. – 22.05.

Tag 35 – 41 / 16.05. – 22.05.

Tag 35 – 16.05.

Erwin – Campspot bei Meile 348,6 – Tagesmeilen: 4,5 Meilen

Gesamtmeilen:  268,8

Heute sind wir erst gegen 12h gestartet. Es wurde gestern Abend etwas später. Jason und Rosie haben uns Trailmagic bereitet! Mit Burgern, Hotdogs, Smores und 2 Flaschen Whiskey und Bier! War ein lustiger Abend.

Da aber so oder so ein kurzer Tag geplant war, kein Problem. Rosie und Jason haben uns spontan begleitet und campen nun mit uns.

Waren bereits früh am Ziel und haben das tolle Wetter gemeinsam genossen.

Tag 36 – 17.05.

Campspot bei Meile 348,6 – Cherry Gap shelter – Tagesmeilen: 12,8 Meilen 

Gesamtmeilen: 281,6 

Das war für Wagi heute der bisher härteste Tag. Und auch ich hatte schwer zu kämpfen. Könnte noch der Hangover vom Vortag sein.

Morgens haben wir uns von Jason und Rosie verabschiedet. Die beiden wollen uns nochmal treffen und meinten, wenn wir irgendetwas brauchen sollen wir uns jederzeit melden.

Und dann ging es los. Es war ein sehr heißer Tag heute. Die Sonne hat uns schwer zu schaffen gemacht. Die Aufstiege waren größtenteils in der prallen Sonne. Wir konnten gar nicht so viel trinken wie wir geschwitzt haben und haben sehr viele Pausen gemacht.

Und dann war da heute noch die Schlangenaktion mit Boyscout.

Boyscout (21 Jahre) hatten wir an Tag 2 nach unserem Neustart kennengelernt. Zu Anfang konnten wir ihn nicht so richtig einschätzen, erschien uns etwas merkwürdig. Er hat sich ständig verlaufen, trug Sneakers, Jeans und einen normalen Rucksack und war verwundert als wir sagten wir hätten einen AT Guide in dem alle Wasserquellen usw vermerkt sind.

Und  er hätte auch gerne so Wanderstöcke, aber er weiss nicht wo es die gibt. Wir konnten einfach nicht einschätzen, ob er uns verarscht oder nicht.

Seit 3 Tagen sind wir nun mit ihm „unterwegs“ (man sieht sich immer mal wieder) und er ist wirklich in Ordnung!

Gestern hatte er uns erzählt, dass er am Anfang eine Waffe (AR 15) bei sich trug um sich im Wald sein Essen zu jagen. Bis er gemerkt hatte, dass das nicht so einfach ist auf dem AT. Also hat er die Waffe in eine 9 mm Pistole getauscht, da er dachte falls er sich auf dem Trail mal verteidigen muss… und als er gemerkt hat: Waffe zur Verteidigung ist auch nicht nötig, hat er diese in einem Hostel gegen Schuhe, AT Guide, Wanderstöcke und Essen eingetauscht. Das ist Boyscout 😊

Zurück zur Schlangenaktion. Heute gegen Mittag haben wir Boyscout an einem kleinen Feuer sitzen sehen und sind dazu gegangen. Von weitem meinte er schon: wollt ihr Schlange?

Er hatte eine Blacksnake gefangen, gehäutet, ausgenommen und gegrillt. Das ist anscheinend nichts Seltenes hier im Süden. Boyscout meinte seine Oma hätte das oft gemacht. Wagi hat sofort angenommen und probiert. Ich wollte erst nicht, hab mich dann aber doch überwunden. Nicht schlecht, wird aber bestimmt nicht meine Lieblingsspeise.

Abends saßen wir zusammen zum Essen als wir ein lautes, schwer zu beschreibendes Geräusch hörten. Es klang wie ein Feuerwerk (für mich). Aber es war ja hell. Ich konnte es einfach nicht zuordnen, als Boyscout sagte: nur ein Baum, der umgefallen ist…. 

okeeee… ab jetzt prüfe ich die Bäume um unseren Zeltplatz vielleicht etwas besser. Das Geräusch werde ich so schnell nicht vergessen.

Tag 37 – 18.05.

Cherry Gap Shelter – Clyde Smith Shelter – 9,1 Tagesmeilen

Gesamtmeilen: 290,7

Heute waren wir beide nicht fit. Wagi und ich hatten ganz schöne Schmerzen vom Vortag. Wir brauchen so dringend einen Zero Tag. Das haben wir in 3 Tagen geplant. 

Vom Profil her war es recht angenehm zu laufen. Es war immer ein guter Wechsel zwischen auf und ab. Schlange Nr 3 gesichtet (dieses Mal eine andere, gut getarnte, aber wie wir vermuten eine harmlose).

Gegen Mittag gab es dann Regenschauer und wir haben zum ersten mal die roten Molche (red efts) gesehen, darauf haben wir schon eine Weile gewartet!

Und viele Chipmunks, die sind ja so süß! Waren schon früh am nächsten Camp. Etwas Ruhe tut uns gut, denn morgen brauchen wir viel Kraft. Es geht auf 1911 m.

Tag  38 – 19.05.

Clyde Smith Shelter – Roan High Knob shelter – Tagesmeilen 8,5

Gesamtmeilen: 299,2 

Start in den Tag war ok. Das ausruhen gestern hat gut getan. Zu Beginn hat das Wetter noch gehalten und sogar die Sonne kam ab und an raus. Aber schon bald fing es an zu regnen und es ging ein heftiger Wind. Beim Aufstieg auf Roan Mountain wurde es dann immer schlimmer. Regen und Sturmböen. Es war nicht ungefährlich bei diesem Wetter draußen zu sein. Zurück zu gehen wäre zu weit und zur nächsten Hütte waren es nur noch 4,5 km Aufstieg. So schnell war ich noch nie bei einem Aufstieg, der Sturm hat mir ganz schön Angst gemacht. 

Und es wurde immer kälter und ging in Schneeregen über. Ich hatte noch kurze Hosen an wollte aber einfach nicht stoppen um mir etwas anzuziehen. Waren so froh als wir endlich an der Hütte angekommen sind. Es ist die höchst gelegene Hütte auf dem AT auf 1911 m. Zelten bei dem Wetter nicht möglich. Weiter zur nächsten Hütte/ Camp zwar mit 5,2 Meilen nicht zu weit aber bei diesem Wetter wollten wir das nicht riskieren. Heißt wir bleiben in der Hütte für diese Nacht. Außer uns sind noch 4 Jungs hier, die einen Mehrtagesausflug machen.

Tag 39 – 20.05.

Tagesmeilen: 0

Gesamtmeilen: 299,2

Es hat die ganze Nacht durch geschüttet und hat auch morgens nicht aufgehört… was nun. Die Wanderklamotten sind noch nass von gestern. Nicht angenehm bei der Kälte. Die nächste Hütte ist nur 5,2 Meilen entfernt. Aber wir wären nach nur wenigen Metern klatsch nass und die nächste Hütte ist nur sehr klein und nicht so trocken wie hier. Dort nass anzukommen und dann keinen Platz in der Hütte zu haben wollen wir nicht riskieren. 2. Option: 16 Meilen bis zum nächsten Hostel. Wäre machbar. Aber der Weg gestern war schon ein einziger Fluss und überall riesige Pfützen und Schlamm. Und ein ganzer Tag wandern bei diesem Wetter… zwar mit Aussicht auf eine warme Dusche… hmmm lieber nicht. Option 3 und wofür wir uns gegen 12h entschieden haben. Wir bleiben eine weitere Nacht hier in der Hoffnung, dass es morgen besser ist. Immerhin hat es ca 7 Grad in der Hütte.

Gegen 14 Uhr tauchte auf einmal Boyscout auf. Komplett durchnässt und fertig. Er hat letzte Nacht sein Zelt im Sturm „verloren“. All seine Sachen sind durchnässt selbst der Schlafsack. Eine Isomatte hat er nicht. Einen Kocher auch nicht. Haben ihm erstmal was warmes zu Trinken und Essen gemacht. Aber mit nassem Schlafsack ohne Isomatte völlig durchnässt und kalt über Nacht in der Hütte, das kann böse Enden. Haben dann lange überlegt was machen, wie wir ihm helfen können. Er hatte nur noch 11 Dollar. Auf dem Handy hatte er auch kein Guthaben mehr. Sein Geld verdient er sich immer mal wieder in  einer Ortschaft, wie zuletzt in Erwin.

Haben dann ein shuttle zur nächsten Straße 1,5 Meilen weiter bestellt und ihm genügend Geld gegeben um auch noch ein paar Nächte im Hostel bezahlen zu können.

Es fiel ihm richtig schwer das überhaupt von uns anzunehmen! Wir sind einfach nur froh, dass wir ihm helfen konnten und hoffen wir sehen ihn wieder (wie wir am nächsten Tag erfahren haben: er kann in einem Hostel, das wir in ein paar Tagen erreichen, unterkommen und dort für eine Weile Arbeiten, bis er wieder Geld für ein Zelt usw gespart hat).

Tag 40 – 21.05.

Roan High Knob shelter – US 19E – Tagesmeilen: 16,3

Gesamtmeilen: 315,5

Die Nacht war gruselig für mich. Waren das erste mal komplett alleine. Und gegen  1 Uhr in der Nacht haben wir komische Geräusche gehört. Es hörte sich an als ob etwas umgefallen ist. Beim nächsten Geräusch hat Wagi dann nachgeschaut. Das einzige was er gesehen hat war, dass mein Feuerzeug vom Fenstersims gefallen ist…

An Schlaf war für mich erstmal nicht mehr zu denken. Also lag ich da mit Stirnlampe an und hab die Hütte abgesucht. Und irgendwann hat sich unser Besucher gezeigt. Es war nur eine kleine Maus, die an den Wänden entlang geklettert ist. Oh maaaaan😂

Am nächsten morgen hatte es dann zum Glück aufgehört zu regnen. Und wir mussten nun auch wirklich los, da wir nicht mehr so viel zu essen haben. Und wir wollten versuchen die 16,3 Meilen bis zum nächsten Hostel zu schaffen. 

Don‘t quit on a bad day. Heute war ich so weit und dachte oft, warum tun wir uns das eigentlich an. Die Auf und Abstiege brauche ich gar nicht mehr zu erwähnen, die sind jeden Tag heftig. Heute kam dann der Regen noch dazu und es war so kalt. Dann die eiskalten Sturmböen. Und der Weg war heute größtenteils ein Bach vom vielen Regen. Jeden Schritt musste man vorsichtig setzen. Und wenn mal kein Wasser auf dem Weg war, war es so schlammig. Sind beide mehrmals ausgerutscht. Ca 1 h vor unserem Ziel wurde es dann wärmer und die Sonne kam sogar raus! Fast den ganzen Tag hatten wir gefroren und nun waren wir wieder am schwitzen und in kurzen Klamotten unterwegs. Verrückt!

Ach und wir sind nun offiziell in Tennessee! Die letzten Wochen haben sich North Carolina und Tennessee mehrfach abgewechselt. Und heute haben wir  nun die AT Grenze zu Tennessee überschritten. Yeah 3. Bundesstaat!
Sind nun in einem Hostel für 2 Nächte. Hier haben wir Scout, Statefarm und Buckler wieder getroffen und Bucklers Frau Sara kennengelernt, die zu Besuch kam. Das Hostel ist super. Wir wohnen in einem umgebauten Pferdestall. Mehrere Hunde und Katzen und eine Ziege laufen frei herum. Es gibt einen Foodtruck mit leckerem Essen! Und das Hostel ist bekannt für sein gutes Frühstück. Die Eigentümer stehen jeden morgen um 5.30h auf und bereiten ein leckeres Frühstück, alles selbstgemacht. Wir freuen uns schon!

Tag 41 – 22.05.

Mountain Harbour B&B

Tagesmeilen: 0

Gesamtmeilen: 315,5

Das Frühstück war der Wahnsinn! Freuen uns jetzt schon wieder auf morgen früh! Es gab: muffins, Cookies, Zitronenstrudel, french toast, biscuit and gravey, selbstgemachte Marmeladen,Honig mit Pekanüssen, Würstchen, Tomaten-Pie, Kartoffel-Ei-Auflauf, Kartoffel-Gemüsepfanne, Früchteplatte, Orangensaft, Kaffee, Kakao, Tee usw. ich muss morgen unbedingt ein Foto machen!

So lecker! Und ansonsten nutzen wir den Tag zum Ausrüstung putzen, waschen, Isomatten reparieren, Faulenzen!

Und die Sonne scheint. So herrlich!

Nachmittags dann wieder Regenschauer. Nicht schlimm, wir sind ja im Trockenen 😊


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