AT Tag 58 – 70
Tag 58 – 08.06.
Dickey Gap – Camp bei Meile 530,2
Tagesmeilen: 10 / Gesamtmeilen: 445,2
Nach einem leckeren Frühstück in der Sufi Lodge ging es zusammen mit Oh No und seinem Hund Acorn los. Er läuft viel schneller als wir und hat uns schnell hinter sich gelassen. Aber er macht dafür längere und öfter Pause wegen Acorn, so dass man sich immer wieder sieht. Die beiden sind für 2 Wochen unterwegs. Er hat mit uns gestern zusammen den Zero verbracht und wir hatten tolle Gespräche. Es ist wirklich wie wir zuvor in den vielen Youtube Videos gehört haben. It is the people!!! Es sind die Menschen, die man kennenlernt, die den Trail so besonders machen. Wir hatten hier schon so viele inspirierende Gespräche! Und auch wenn man sich erst so kurze Zeit kennt, tauscht man gleich sehr viele private und auch tiefgründige Themen aus.
Der Wandertag war schön heute. Tolles Wetter und vom Profil recht angenehm.
Tag 59 – 09.06.
Camp bei Meile 530,2 – Camp bei Meile 542,6
Tagesmeilen: 12,4 / Gesamtmeilen : 457,6
Schlangen-Zähler: 9
Ich hatte eine schlechte Nacht und kaum geschlafen. Sind daher erst sehr spät los gekommen. Und ich war einfach nicht fit heute. Bin kaum vom Fleck gekommen. Und mein rechter Fuß macht mir immer noch zu schaffen. Und links habe ich nun am kleinen Zeh (wie Wagi am Anfang) eine wunde Stelle.
Nachmittags haben wir dann einige starke Regenschauer und Gewitter abbekommen. Es ist immer die Frage: Regenjacke an oder aus lassen. Mit Regenjacke schwitzt man so arg, dass man auch komplett nass ist.
Nach dem ersten Regenschauer (ohne Jacke) waren wir klatsch nass. Abends hatten wir ganz schöne Schrumpelfüße.
Ich bin froh dass wir nach einem langen Tag endlich einen möglichen Platz für unser Zelt gefunden haben. Nicht perfekt und nicht so schön hier, aber Hauptsache endlich hin liegen. Es donnert nämlich schon wieder.
Ach und dann hat nun leider auch die Moskito-Saison begonnen. Wir sind ganz schön zerstochen.
Tag 60 – 10.06.
Camp bei Meile 542,6 – Camp bei Meile 552,6
Tagesmeilen: 10 / Gesamtmeilen : 467,6
Schrumpel-Füße Teil 2. Start mit nassen Schuhen und Socken. Aber noch im Trockenen. Es ging erstmal den halben Tag durch hüfthohes, nasses Gras, Disteln, Dornen und teilweise sumpfartiges Gelände. Schnell waren die Schuhe und Füße wieder komplett durchnässt.
Gegen 12 h kamen wir in die Nähe von Atkins. Dort verläuft der AT eine kurze Strecke an einer Straße und an 2 Tankstellen entlang. Juhu, Snacks und Bier!
Den ersten Regenschauer haben wir unter einer Autobahnbrücke abgewartet. Aber schon kurz darauf hat es uns voll erwischt. Wir waren triefend nass. Am Anfang sind wir noch um jede Pfütze gelaufen, aber schon bald war uns das einfach egal.
Seit Tagen „begleiten“ uns außerdem Zikaden. Die machen so einen Lärm. Es ist so laut im Wald. Hab mal einen Ausschnitt davon ins nächste Video. Aber das kommt bei weitem nicht ran an den Lärm.
Und heute war der Weg gepflastert mit Larven/Larvenhaut aus denen die Zikaden schlüpfen. Igitt!
Und dann haben wir noch den Quarter Mile Point erreicht! 1/4 des AT geschafft. Ohne die Unterbrechung von 6 Wochen müssten wir jetzt schon bei über der Hälfte sein, um den Thruhike zu schaffen. Fonzie, Tuck, Grace usw sind mittlerweile bei Meile 1300, wow!!!
Nachdem der Thruhike für uns nichts mehr wird und mit den ganzen Fußschmerzen, haben wir entschieden, dass wir langsamer machen wollen. Ja, wir wollen noch so viel wie möglich schaffen, aber wir wollen auch genießen. Von so vielen hören wir, dass sie sich kaum Zeit nehmen mal stehen zu bleiben und durch den Trail „rennen“. Oder auch bei Nacht wandern um mehr zu schaffen.
Für uns ist es mittlerweile wichtiger geworden uns Zeit zu nehmen. Eine schöne Aussicht auch mal für eine Pause zu genießen. Hauptsache wir sind noch unterwegs und draußen.
Auch wenn wir so bereits viele Leute wieder „verloren“ haben, da sie schneller wandern. Dafür lernen wir immer wieder neue Leute kennen. Das hat auch was für sich! Aktuelles Ziel ist es bis Harpers Ferry zu kommen. Das ist der Halfway Point. Also ca bei AT Meile 1100
Und vielleicht schaffen wir ja sogar mehr! Aber he, selbst auf die bisherigen Meilen sind wir so was von stolz!
Tag 61 – 11.06.
Camp bei Meile 552,6 – Hostel bei Meile 558,5
Tagesmeilen: 5,9 / Gesamtmeilen: 473,5
Wir hatten ja schon öfter Tiere um unser Zelt nachts. Aber meistens hat es sich nach was kleinem angehört. Heute Nacht um halb 2 war es auf jeden Fall etwas größeres. Ob Bär oder auch nur ein Reh können wir nicht sagen. Aber es war zuerst auf meiner Seite. Ich hab erst mal Wagi aufgeweckt und dann laut gerufen und Lärm gemacht. Dann war das Tier auf Wagis Seite und dann war nichts mehr zu hören. Die Nacht war erstmal um für mich. Konnte aber dann doch nochmal einschlafen.
Heute hatten wir nur ca 6 Meilen vor uns bis zum Bear Garden Hiker Hostel. Wir mussten dringend unsere Sachen trocknen und waschen. Der Gestank unserer Klamotten war kaum mehr auszuhalten. Und durch die Feuchtigkeit müffelt alles noch mehr. Bäh!
Und die Zikaden machen mir ganz schön zu schaffen. Das ständige laute Geräusch, überall die toten Körper und dann die lebenden umherfliegenden Zikaden, die sich dann auch mal auf einen setzen. Das ist ganz schön zermürbend für mich. Ich mag die Viecher einfach nicht.
Hatten uns schon gewundert warum man nie von Zikaden in den ganzen YouTube Videos hört. Tja, heute haben wir erfahren, die gibts nur alle 17 Jahre. Ich weiß nicht, ob ich mich nun glücklich schätzen soll, dass ich das mit erleben darf… Ich hätte gut darauf verzichten können! Aber Wagi findet sie toll 😉
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Magicicada
https://www.google.de/amp/s/www.nytimes.com/2020/05/24/us/17-year-cicadas-virginia.amp.html
Tag 62 – 12.06.
Spontan morgens entschieden einen Tag im Hostel zu bleiben. Es ist so schön hier und die beiden Besitzer Bob and Roberta sind super!!! Und so hilfsbereit. Haben uns sogar mit in ihr Haus genommen und eine Tour gemacht. Wagi hat Probleme mit seinem Iphone und durfte den Computer nutzen. Und Bob hat uns mit dem Apple Support geholfen. Leider müssen wir erstmal in eine größere Stadt. Ca 60 Meilen von hier, da die Internetverbindung hier auf dem Land nicht ausreichend ist.
Genießen nun den Tag mit herrlichem Wetter auf der Terrasse! Nur der Zikaden Lärm stört die Idylle ein wenig.
Bob und Roberta haben uns die Aufsicht über das Hostel überlassen und sind für 5 Stunden in die nächste Stadt gefahren um einzukaufen. Toll, dass die beiden uns so vertrauen!
Und gegen später wurde es noch richtig voll. Es kamen 12 Hiker vorbei. Manche nur für Essen und Trinken manche um zu übernachten. Hatten einen super lustigen nachmittag und Abend.
Was ich noch nicht erwähnt habe. Es gibt hier die sogenannte Hikers Midnight. Das ist bereits um 21h. Jeder ist so müde vom Tag, dass es selten später wird!
Tag 63 – 13.06.
Hostel bei Meile 558,5 – Chestnut knob shelter
Tagesmeilen: 11,3 / Gesamtmeilen: 484,8
Schlangen-Zähler: 10
Der Zero Tag gestern hat mir so gut getan. Ich war vorgestern so demotiviert mit all den Zikaden, Schmerzen, nassen, stinkenden Klamotten. Und durch die nassen Füße haben wir beide Blasen bekommen. Der Tag ohne Laufen war absolut nötig und vor allem Roberta hat mir sehr geholfen mit ihren lieben Worten und hat mich so sehr aufgebaut.
Heute war ein richtig toller Tag! hatten wieder über 1200 Höhenmeter zu bezwingen. Und dabei hatte uns doch jeder gesagt wie „flach“ Virginia sein soll. Hmmm…
Das Wetter war perfekt. Und gegen 14 h waren wir hoch genug und haben die Zikaden hinter uns gelassen. Es ist so toll endlich wieder Stille im Wald zu haben.
Wir sind nun hier auf einem Bergkamm haben eine Traumhafte Aussicht ins Tal. Und wir bleiben ausnahmsweise in der Hütte. Eine im Vergleich zu den anderen Hütten richtig große Steinhütte und eine der wenigen Hütten mit Tür. Die Zeltmöglichkeiten hier sind nicht so gut und außerdem soll es heute Nacht wieder kalt werden. Bleiben daher mit 3 anderen Hikern in der Hütte. Und noch ein Vorteil, wir müssen das Zelt morgen nicht abbauen! Check!
Tag 64 – 14.06.
Chestnut Knob Shelter – Jenkins Shelter
Tagesmeilen: 10,7 / Gesamtmeilen: 495,5
Heute war es mal wieder ziemlich kalt. Sind die meiste Zeit sogar mit Jacke gewandert. Die Höhenmeter von gestern stecken mir noch ziemlich in den Knochen. Für 8 Meilen ging es erstmal am Bergkamm entlang. Nach ca einer Stunde habe ich keine 20 Meter vom Trail ein Reh stehen sehen. An sich nichts Besonderes mehr für uns…das hatten wir schön öfter und die meisten haben keine Angst. Aber dieses mal war es ein spezieller Moment. Denn gerade in diesem Moment war ein kleines Rehkitz auf die Welt gekommen. So süß. Das Mama-Reh hat uns angeschaut und gemerkt, dass von uns keine Gefahr ausgeht. Das kleine Rehkitz hat seine ersten Schritte versucht und ist umgefallen. Da hat sich die Mama dazu gelegt und das kleine sauber geleckt. Das war so ein tolles Erlebnis, die beiden zu beobachten. Unvergesslich!
Gegen 12h war es uns dann nach Mittagessen. So langsam bekommen wir den berühmten Hiker Hunger zu spüren, von dem so viele berichten. Von der täglichen Anstrengung und dem täglichen Kalorienverbrauch ist man ständig hungrig. Und wir reden so viel über Essen, wo nach es uns gerade so ist… pizza, spaghetti, Käsespätzle, Linsen… usw
Wir bekamen Gesellschaft von Ramble. Einem Southbound Hiker. Hatten so ein lustiges Gespräch, dass wir uns für eine ganze Stunde verquasselt haben.
Und eine Stunde später haben wir dann Sorry und Hops getroffen. Die beiden sind im März am gleichen Tag wie wir vom Trail runter und waren mit uns noch 2 Nächte in der gleichen Unterkunft in Franklin. Die beiden hatten nur eine Pause von 3 Wochen und sind dann ab New York State Richtung Süden gestartet. Hatten bereits vor ein paar Tagen miteinander geschrieben, damit wir uns nicht verpassen auf dem Trail. Es war so schön die beiden wieder zu treffen!
Leider war die Zeit zu kurz, da sich bereits ein Gewitter zusammen gebraut hatte. Jetzt hieß es schnell vom Berg runter. Aber es hat uns noch voll erwischt. 1 1/2 Std vor der Hütte hat es geschüttet und bald war das Gewitter direkt über uns. Ich hatte so Angst und bin trotz Schmerzen einfach nur noch gerannt. Kalt und völlig durchnässt haben wir uns nun in der Hütte eingerichtet. Zusammen mit Toystory verbringen wir die Nacht in der Hütte.
Tag 65 – 15.06.
Jenkins Shelter – Helveys Mill shelter
Tagesmeilen: 13,5 / Gesamtmeilen: 509
Yeaaah wir haben die 500 Meilen (= 804 km) geknackt! Ohrwurm gefällig??? And I would walk 500 more…dadalada… 😁 und ca 40.000 Höhenmeter Aufstieg und ca die gleiche Anzahl an Abstieg! Yeaaah!
Der Tag war kalt für Juni. Es hatte so ca 14-15Grad. Und morgen soll es noch kälter werden. 1 h vor der Hütte hat es wieder angefangen zu regnen. Aber heute waren wir nicht komplett durchnässt wie gestern. Ansonsten war der Trail angenehm zu laufen bis auf den letzten sehr steilen Anstieg. Und entweder die Zikaden lassen nach oder die mögen keinen Regen… Es ist zwar teilweise noch ganz schön laut, aber wir sehen immer weniger…
Nacht Nr 3 in Folge in der Hütte verbracht. Waren 3 sehr saubere Hütten ohne Mäuse!
Tag 66 – 16.06.
Helveys Mill shelter – Jennys Knob shelter
Tagesmeilen: 9,7/ Gesamtmeilen: 518,7
Die Nacht war kalt. Und auch der Wandertag war sehr frisch. Haben einen kürzeren Tag geplant. Da danach die möglichen Camplätze nicht so gut sind. Alternativ hätten wir heute in ein Hostel gehen können. Allerdings kommen in den nächsten Tagen 3 andere Hostels zu denen wir unbedingt wollen. Die meisten anderen Hiker vor uns waren ebenfalls in diesen 3 Hostels (3 Hostels Challenge). Heute heißt es mal wieder zelten (nein, heute nicht schon wieder in die Hütte, obwohl wir diese für uns alleine hätten).
Waren früh am Ziel und haben gerade rechtzeitig das Zelt aufgestellt und dann fing es an stark zu regnen. Lagen um 15h bereits Zelt. Auch mal schön!
Tag 67 – 17.06.
Jenny Knob shelter – VA 606
Tagesmeilen: 6,5 / Gesamtmeilen: 525,2
Hätten wir nur in der Hütte geschlafen. Es hat die ganze Nacht geschüttet. Und durch Kondensation und den starken Regen wurden wir mal wieder im Zelt nass.
Kein guter Start in den Tag. Der Regen hatte dann während dem wandern etwas nachgelassen und erst kurz bevor wir am Ziel waren wieder richtig angefangen. Aber dafür hatten wir wieder Pfützen und einen Bach auf dem Weg. Und viel Schlamm, sind ein paarmal ausgerutscht.
Ein gutes hat der Regen: wir haben wieder genug Trinkwasser auf dem Weg. Die letzten Tage waren viele Wasserquellen ausgetrocknet und teilweise hatten wir 16 km Strecken ohne Wasserquellen. Das heißt dann statt nur 1-1,5 l mussten wir 3-4 Liter mitschleppen und uns das Wasser gut einteilen, damit es auch zum kochen noch reichte.
Die nächsten Tage soll das Wetter so bleiben. Mal sehen wie schlimm dann der Weg sein wird. Der Fluss hier ist bereits über die Ufer getreten.
Das Gute: egal wie nass wir sind, morgen Abend sind wir bereits im nächsten Hostel!
Und wir machen unseren ersten Slackpacking Tag! Juhuuu! Dazu morgen mehr!
Tag 68 – 18.06.
VA 606 – Sugar Run Gap
Tagesmeilen: 15,2 / Gesamtmeilen: 540,4
Heute war also unser erster Slackpacking Tag. So gut wie alle Hiker, die wir bisher getroffen haben, haben diesen Service bereits mehrfach genutzt. Daher sind viele schon so viel weiter als wir!
Slackpacking bedeutet, dass man nur mit einem Daypack wandert. Also nur das dabei hat was man für einen Tag braucht. Die restlichen Sachen werden an einen vereinbarten Punkt gebracht. Dadurch kommt man schneller voran und macht mehr Meilen pro Tag. Und vor allem bei diesem heftigen Wetter war das eine wohltat. Und wenn man dann noch weiß, dass man abends wieder warm duschen kann, perfekt!
Und Slackpacking war ein Traum heute. Wir waren so schnell. Das ist wirklich unglaublich was das Rucksackgewicht ausmacht! Wir haben nicht mal groß Pause machen müssen! Das wird auf jeden Fall wiederholt!
Wir hatten Glück mit dem Wetter und es hat nur ein paar mal für ca 10 Minuten geregnet. Dafür war der Trail heute größtenteils überschwemmt. Meist ging es in knöcheltiefem Wasser voran. Und ein paarmal war es auch fast hüfttief. Zuerst haben wir versucht trockene Füße zu behalten. Aber irgendwann war es uns einfach egal und wir hatten so viel Spaß!
Sind nun im Woods Hole Hostel, einem der ältesten Hostels auf dem Trail. Es gibt selbstgekochtes Bio-Essen, teilweise aus dem eigenen Garten! Die Besitzerin hat das Hostel von ihrer Oma übernommen! Das Grundstück und die Häuser sind so unglaublich toll gestaltet! Und Neville, die Besitzerin legt wert auf Nachhaltigkeit. Hier bleiben wir für 2 Nächte! Morgen um 16h gibt es kostenloses Yoga! Dabei!
Tag 69 – 19.06.
Zero-Tag!
Der Tag war einfach Unglaublich!
Waren letzte Nacht nur zu fünft im Bunkhouse. Zusammen mit Irish, LP and Old Stork. Haben uns noch ewig mit den 3 unterhalten. Sie wandern eigentlich noch mit Take off (Felix). Haben bereits von so vielen Hikern von Felix gehört und er auch von uns und wir haben seit Tagen darauf gewartet ihn zu treffen. Und nachmittags kam er dann zum Hostel. Er ist auch aus Deutschland (Raum Stuttgart) und es war schön mal wieder auf deutsch zu reden und er ist ein so positiver Typ!
Nachmittags haben wir unser heftigstes Gewitter bisher erlebt. Es war ein richtiges Unwetter mit sintflutartigem Regen. Waren wir froh dass wir nicht draußen waren.
Und dadurch dass das Hostel so bekannt ist wurde es noch richtig voll heute. Alle Betten sind belegt.so muss es sich in einem „normalen“ Jahr anfühlen. So viele coole, interessante Persönlichkeiten kennengelernt heute. Z.B Warren Doyle, Mountain Sage, Sailor… dazu unten mehr. Wir sind froh dass wir für einen Zero hier waren!
Tag 70 – 20.06.
Sugar Run Gap – Cross Ave VA634
Tagesmeilen: 10,7 / Gesamtmeilen: 551,1 (+ 1 Meile in Town)
Start bei Sonnenschein, aber schnell ist es zugezogen und wir wurden wieder komplett nass. Wir haben bereits von mehreren gehört (gestern auch nochmal von Warren Doyle) dass es dieses Jahr außergewöhnlich viel regnet. Und der Juni ungewöhnlich kalt war.
Erst Corona, dann die Zikaden, viel Regen und kalt. Mal sehen was uns noch erwartet 😉
Der Wandertag war toll. Nur leider macht Wagi seine alte Meniskus -Verletzung ganz schön zu schaffen. Brauchen wohl mal ein paar Tage Ruhe am Stück.
Sind nun im Angels Rest Hiker Haven Hostel in Pearisburg. Die meisten die gestern mit uns im Woodshole waren sind ebenfalls hier. Irish und Take off haben Barbecue für alle vorbereitet und wir haben noch Bier beigesteuert.
Ein paar AT Geschichten von Leuten, die wir in den letzten 2 Wochen kennen gelernt haben:
Blue Sasquatch (geschätzt ca um die 30): sie hat Nachts ihr Essen mit im Zelt. Angst vor Bären hat sie keine. Nur Klapperschlangen mag sie nicht. Sie meinte wenn sie eine sieht wird sie sie töten. Auf die Frage wie: ich werd ihr den Kopf mit meinem Messer abhacken und dann die Schlange mitnehmen und im nächsten Ort zubereiten und essen (Klapperschlange soll gut schmecken). Oh oh, besser nicht mit ihr anlegen 😉
Toy story (23): hat Nachts ebenfalls das Essen im Zelt und macht sich keine Gedanken wegen Bären. Er meinte, wenn ein Bär seinen Kopf in sein Zelt steckt, dann gibt er ihm einen Schlag auf dir Nase. In wenigen Wochen hat er bereits 6 Bären gesehen. Einer ist nicht vom Trail gewichen, auch nicht als er Lärm gemacht hat und mit Steinen geworfen hat. Toystory ist dann einfach am Bär vorbei gelaufen….
Tracker (41) und Doublebird: Geschwister. Tracker läuft über 30 Meilen pro Tag. Seine Schwester lässt sich manchmal shuttlen um ihn wieder einzuholen. Er wandert in Leder Mokassins, die er bereits seit fast 30 Jahren trägt. ohne Profil oder besonderen Halt und ohne Socken!!! Und er rennt die Berge hoch. Einmal hat er zusätzlich zum eigenen Rucksack den Rucksack seiner Schwester vorne aufgesetzt und ist den Berg hoch gerannt.
Quicksilver: macht auch ca 30-35 Meilen am Tag. Sein Rucksack wiegt mit Essen und Wasser nur ca 8 kg. Dafür friert er Nachts, weil er nicht viel an Klamotten dabei hat. Er gehört der Hare-Krishna Bewegung an und hat uns mit seiner lustigen Art ganz schön in den Bann gezogen.
Flying Pig (32): ein Trailrunner. Er läuft auch um die 20 -30 Meilen. Flying pig, weil er so schnell ist, dass er über den Trail fliegt und weil er alles isst was er bekommen kann. In der Sufi Lodge hatte er zu Abend: 2 große Teller Suppe, 2 riesen Portionen Reis mit Hühnchen und 4 Milchshakes! Flying Pig hat kein richtiges Zuhause. Er jobbt mal hier mal da, gibt online Englisch Unterricht, vor allem für Kinder in China. Und er bereist die USA und die ganze Welt. Er kann sich momentan nicht vorstellen an einem Ort zu leben!
Sailor (52): der AT ist ihr 6. Thruhike. 2x PCT, CDT, Colorado Trail, Florida Trail. Außerdem 9000 Meilen Radtour durch die USA. Sie wandert mit einem Rucksackgewicht von nur 5 kg (inkl. Essen und Trinken). Unglaublich! Mit 25 Jahren hat sie entschieden, dass sie nicht mehr arbeiten will und zusammen mit ihrem damaligen Partner ein Segelboot gekauft. Sie hat 2x die Welt umsegelt in ca 25 Jahren. Und auch heute mit 52 ist sie immer noch der Meinung, dass sie nicht arbeiten will und es irgendwie immer geht. Und sie meint sie braucht weiterhin Herausforderungen. So wie auf dem AT!
Mountain Sage (62): er hat Parkinson. Und meinte er muss immer weiter gehen um seine Krankheit im Griff zu haben. Die Krankheit macht sich bei ihm schon durch starkes Zittern bemerkbar und er kann auch schlecht laufen. Trotzdem macht er 20 Meilen Tage! Er ist bei seinem 4. AT Thruhike! Respekt! Never give up!
Brew: er war nur einige Tage unterwegs. Da er 42 Jahre alt ist hatte er sich an einem Tag vorgenommen 42 Meilen zu laufen (und auch geschafft). Seine Frau Jessica Pharr Davis war mit 46 Tagen und 11 h Rekordhalterin für einen supported AT Thruhike.
Lightfoot (Jessica Hardy, 37): sie macht ebenfalls um die 30 Meilen Tage. Wenn es geht rennt sie. Sie ist eine Ultra-Marathon-Läuferin und hat sogar Sponsoren. Normalerweise läuft sie mindesten 100 Meilen pro Woche und einmal im Monat einen 100 Meilen Lauf am Stück. Ein paar Wochen nachdem wir sie getroffen hatten, haben wir ihre Sportmedizinerin Little Tripper kennengelernt, die den AT ebenfalls läuft. Sie hat uns erzählt, dass Lightfoot am Badwater 135 – Rennen teilgenommen hat. Ein 135 Meilen Rennen durch Death Valley bei über 50 Grad. Es gilt als härtestes und herausforderndstes Rennen der Welt! Start bei 85 Metern unter Meeresspiegel und es geht auf den Endpunkt auf 2530 Meter. Allerdings geht es gesamt über 3 Bergketten. Gesamthöhenmeter Aufstieg 4450 Meter, gesamt Abstieg 1859 m. Woooow unglaublich!
Warren Doyle: einer der AT Berühmtheiten. Er ist den AT bereits 18x gelaufen. 9x am Stück und 9x in Etappen. Das erste mal 1973 in nur 66 Tagen! Heute ist er 70 Jahre alt und meinte die 18x reichen nun! Er hat geholfen AT Guides zu schreiben und hat auch 2 AT Organisation gegründet und setzt sich viel ein was den AT angeht.
Und wir durften ihn kennenlernen! Wahnsinn! Er hat sich viel Zeit genommen und all unsere Fragen beantwortet und uns viel erzählt! Er unterstützt dieses Jahr eine Frau, die den Rekord für einen supported Thruhike brechen will (s.u.). Sie will mit der 17-1-6 Methode vorgehen. 17 h laufen, 1 h Pause (je eine halbe h morgens und abends) und 6 h schlafen!
Der Rekord für einen supported Thruhike liegt bei 42 Tagen, d.h.im Schnitt 52 Meilen pro Tag. (supported = man trägt nur das was man für den Tag braucht! Abends an einem vereinbarten Platz wartet dann ein Auto mit Essen, Klamotten, Schlafplatz usw)
Der Rekord für einen unsupported Thruhike (also ohne Hilfe von außen, alles dabei im Rucksack, Essen muss selbst organisiert werden) liegt bei 46 Tagen! D.h. im Schnitt ca 48 Meilen pro Tag!
Wenn man das alles so hört fühlen wir uns mit unseren 10-14 Meilen Tagen ganz schön schlecht 😉
Aber es gibt hier noch ein Sprichwort: HIKE YOUR OWN HIKE!
Und das machen wir. Wir genießen und sind froh jeden Tag draußen zu sein!
3 Replies to “AT Tag 58 – 70”
Ich denke auch dass eure Meilen am Tag ausreichen …. Und wer weiß….. Wie weit euer Weg noch sein wird :*
Richtig! Weniger ist mehr. Ihr seid ja nicht zum Rekorde brechen dort. Genießt die Details und Stimmungen und die Erlebnisse des Tages und bleibt einfach mal an einem Ort, wo es Euch gefällt. Weiterhin viel Glück und Spaß.
So sehen wir es mittlerweile auch sind stolz auf was wir schon geleistet haben!